Wenn im Januar die Lichterketten für die Weihnachtsdekoration wieder verpackt werden, beginnt eigentlich die schwere dunkle Zeit im Jahreslauf, schwer, weil sich zu fehlendem Licht auch noch regional spezifisch Kälte und Nässe gesellen. Wir haben für diese Konstellation das Wort „usselig“.
Doch nun startet vor Einbruch der Dunkelheit per Zeitschaltuhr in der Münsteraner SO-66 Produzentengalerie die Lichtinstallation „Leuchtender Wintergarten“ der Künstlerin Veronika Teigeler. Sie bringt uns Licht und durchbricht die Dunkelheit. Wir drücken unsere Nasen an der Schaufensterscheibe platt, um etwas von der wärmenden Leuchtkraft ihres Wintergartens aufzunehmen, um in ihrer künstlerischen Rauminstallation draußen zu sein und doch ein wenig drinnen, geschützt und doch bei der Natur.
Zentral für die Installation ist ein bewegliches, rundes Gewächshaus mit seinem Licht- und Schattenspiel zwischen Innen und Außen. Veronika Teigeler hat es aus benutzter Treibhausfolie gebaut. Die Bewässerung hat im Laufe der Jahre Farbspuren auf der Folienoberfläche hinterlassen, die es in ein interessantes warmes Licht mit spezifischen Lichtpunkten tauchen. Zwei große Bahnen aus Treibhausfolie wurden im Stile der Hinterglasmalerei mit zurückhaltenden Braun-Grün-Gelb-Rottönen bearbeitet und erhalten so eine eigene Farbtiefe. Raumtiefe hingegen schafft ein Motiv, das Veronika Teigeler auf ihren Recherchen nach verwunschenen Treibhausgärten in Westfalen fotografiert hat, interessiert sie sich doch seit längerem für diese verlassenen Orte zwischen Kultur und Natur. Aus diesem Werkzyklus stammen auch die vier Lichtkästen auf der Fensterbank hinter dem Schaufenster der Produzentengalerie, die uns hineinziehen in den Lichtraum. Die querformatige Arbeit an der rechten Raumwand hingegen fängt den Bilderbuch-Winter ein, mit feinem Pulverschnee auf Bäumen. Doch das Bild von kristallinem Schnee und Ästen ist auch hier eher zur Struktur verdichtet, denn dokumentarisch eingesetzt.
Mit dem Spiel von Licht und Schatten, von Innen und Außen gestaltet Veronika Teigeler ein fein strukturiertes Landschaftsbild im umbauten Raum. Der „Leuchtende Wintergarten“ der Künstlerin erinnert in Zeiten winterlicher Dunkelheit an die zyklische Lebenskraft der Natur. Es ist sicher: Bald sprießen die ersten Schneeglöckchen und wenn die Lichtinstallation im Märzen ausgeschaltet sein wird, müssen alle wirklich raus in den Garten zum Umgraben, Hacken, Pflanzen und Säen.
Text: Dr. Uta C. Schmidt, Kunsthistorikerin, Dortmund